Einfachheit bringt mir Ausgeglichenheit, Ruhe, Freude und Freiheit.
Körperlich, geistig und emotional.
Warum?
Durch die drastische Reduktion meiner Habseligkeiten, die mich leider selten wirklich selig machten, erkannte ich, wie viel Lebenszeit, Geld und Energie ich in unwichtige Dinge, Personen und Aktivitäten investiert hatte.
Das „gute Leben“ wollte ich finden. Das Leben, das in unserer Gesellschaft als erstrebenswert angepriesen wird. Also das Leben mit dem richtigen Haus, der passenden Einrichtung und dem richtigen Partner. Das macht „man“ doch schließlich so. Und dann kamen da noch der Job und die Karriereleiter...
Dennoch stellte sich die innere Fülle trotz der gut aussehenden äußeren Gegebenheiten nie wirklich ein.
Die Kleidung, der Lebensstil, die Besitztümer.
Irgendwie gibt es immer noch etwas zu verbessern.
Irgendwie ist da dieser latente Optimierungswunsch und diese fast schon zwanghafte, chronische Selbstbespiegelung.
Der Umzug nach Münster und viele andere private Veränderungen lösten eine radikale Reduktion meiner „Dinge“ auf ein Drittel aus.
Mittlerweile sind es sogar noch weniger geworden und ich habe Minimalismus als Werkzeug voll in mein Leben integriert.
Den minimalistischen Lebensstil habe ich schon vor mehr als 10 Jahren in Australien entdeckt. Seitdem reduziere ich kontinuierlich alles, was mich von dem, was mir wirklich wichtig ist, ablenkt. Immer wieder.
Und das bezieht sich nicht nur auf Gegenstände.
Innere Fülle und Zeit sind mir so wichtig geworden, dass ich mit Freude auf alles freiwillig verzichte, was ich nicht wirklich brauche.
Ich schreibe diesen Blog, um meine Freude an Sie weiterzugeben!
Alle Empfehlungen sind Einladungen.
Bitte nehmen Sie, was Sie gebrauchen können und lassen Sie den Rest da.
Mäßig, aber regelmäßig am Ball zu bleiben und die Veränderungen im Kleinen zu beginnen nimmt den Druck raus.
Basierend auf meiner eigenen Erfahrung und Beobachtung habe ich 12 Punkte zusammengestellt, die Sie ab sofort vereinfachen können.
1. Unsere Besitztümer
Wir haben so viele Dinge, die unser Leben eher verkomplizieren als dass sie uns Freude schenken. Sie nagen an unserem Bankkonto, unserer Kraft und Aufmerksamkeit.
Sie nehmen uns die Zeit, die wir mit unseren Liebsten verbringen könnten.
Sie verhindern, dass wir gemäß unserer Werte leben können.
Natürlich spiegelt sich hier unsere Überflussgesellschaft wieder.
Duplikate zu entsorgen ist ein erster Schritt in Richtung Einfachheit.
Ich lade Sie ein, noch heute mit einem Korb durch Ihren Haushalt zu gehen
und die überflüssigen Duplikate einzusammeln.
Brauchen Sie wirklich zwei Dosenöffner oder hundert Kugelschreiber?
Muss wirklich in jedem Raum ein Mülleimer stehen?
2. Unsere zeitlichen Verpflichtungen
Viele von uns sind von morgens bis abends verplant.
Seien es die Verabredungen der Kinder, berufliche Termine, oder auch die Hobbies.
Trennen Sie sich nach und nach von dem, was Sie nicht lieben und was Sie nicht auf irgendeine Weise nährt.
Es geht um Ihre begrenzte Lebenszeit!
3. Unsere Ziele
Ich finde es hilfreich, die ein bis zwei wichtigsten persönlichen Lebensziele aufzuschreiben und sichtbar zu platzieren, zum Beispiel im Badezimmer oder in der Küche.
Alles andere fällt automatisch an seinen Platz, wenn ich meine Ziele und Prioritäten sprichwörtlich nicht aus den Augen verliere.
Also: Ziele definieren und in Schriftform aufhängen!
Mir hilft es sehr, mich bei anstehenden Entscheidungen auf meine Prioritäten zu besinnen und mich immer wieder daran zu erinnern, was mir wirklich wichtig ist.
4. Unsere Pläne
Leben Sie im Heute!
Das Heute ist das Einzige, was Ihnen wirklich bleibt.
Der heutige Tag schenkt ausreichend Kraft und Bereitschaft, Ihre (Teil-)Ziele und Ihr Tagesprogramm umzusetzen.
Wer weiß, was morgen passiert?
Ich kann für heute etwas tun (z.B. Ausmisten), vor dem ich zurückschrecken würde, wenn ich es für den Rest meines Lebens tun müsste.
5. Unsere negativen Gedanken
Gedanken und Glaubenssätze werden über kurz oder lang Wirklichkeit.
Destruktive Selbstbewertung, Groll und Bitterkeit laugen nicht nur aus sondern mindern auch die Lebensqualität.
Verantwortung für die eigenen Gedanken zu übernehmen erfordert Mut, Bewusstheit und kontinuierliches Dranbleiben.
Der Prozess lohnt sich. Es geht um Fortschritt, nicht um Perfektion.
Der erste Schritt besteht darin, sich die eigenen Gedanken bewusst machen und dann aktiv gegenzusteuern.
6. Unsere Finanzen
Rauben Ihnen finanzielle Sorgen den Schlaf?
Sie haben vielleicht in der Vergangenheit Entscheidungen gefällt und Verträge geschlossen, die das, was Ihnen wichtig ist, mittlerweile gar nicht mehr reflektieren?
Auch wenn sich bestimmte Fixkosten derzeit nicht ändern lassen, können Sie durch die Beoachtung Ihrer täglichen Ausgaben viel Geld sparen.
Mir persönlich hilft es immer wieder, ein Haushaltsbuch zu führen.
Wenn ich den Kaffee zum Mitnehmen jeden Tag aufschreiben muss, ist er auf einmal nicht mehr so selbstverständlich. Hier macht Kleinvieh wirklich Mist.
Auch im Kleiderschrank gilt - weniger ist mehr. Sie können Kleidung mit Freundinnen tauschen oder sich auch einfach eine Capsule-Wardrobe zulegen, d.h. nur noch Teile zu besitzen, die Sie lieben, die Sie oft tragen und die sich optimal miteinander kombinieren lassen.
Sammeln Sie neue Erfahrungen, anstatt Gegenstände anzuhäufen.
Die schönsten Erinnerungen meiner Kindheit waren erstaunlicherweise nie mit Ausgaben verbunden.
Ich finde es zudem hilfreich, Mahlzeiten zu planen. Auf Vorrat zu kochen und sein Essen mitzunehmen spart nicht nur Zeit, Geld und Müll, sondern führt auch dazu, sich besser und ausgewogener zu ernähren.
Halten Sie es einfach!
7. Unsere Worte
Benutzen Sie weniger Worte. Halten Sie Ihre Sprache ehrlich, wahrhaftig und klar. Vermeiden Sie Tratsch und Geläster, wann immer es geht.
Das, was Sie sagen, sollten Sie auch so meinen. Und das beinhaltet auch anklagende Selbstgespräche.
8. Künstliche Zutaten
Ungesunde Fette, weißes Mehl, Zucker und Zucker-Ersatzstoffe, die wir als Nahrung, aber nicht als Lebensmittel konsumieren, rauben Kraft. Bevorzugen Sie unverpackte Nahrung, die wenig oder bestenfalls gar nicht verarbeitet wurde.
Also alles, von dem man sieht, was drin ist, ist zuträglich.
Nach ein paar Wochen merkt der Organismus, dass aus dem neuen Verhalten eine Gewohnheit entstanden ist und Sie werden feststellen, dass Sie leistungsfähiger und klarer sind. Was gibt es zu verlieren?
In alte Gewohnheiten zurückzufallen ist immer leichter, als etwas Neues auszuprobieren. Trauen Sie sich!
9. Digitale Medien reduzieren
Der Film zum Abschalten, Serien oder Video-Spiele...
Die mediale Welt kann Sie mehr beeinflussen, als Sie wahrhaben wollen.
Dafür sind gute Marketingpsychologen schließlich da.
Über die Langzeitfolgen eines übermäßigen medialen Konsums ist zwar noch nicht besonders viel bekannt, jedoch sind unsere Gehirne wahrscheinlich nicht dazu angelegt, pausenlos digitalem Stress ausgesetzt zu sein.
Viele Medien konsumieren wir nur, weil sie uns ständig entgegen blinken.
Schätzungen zufolge verbringen wir durchschnittlich täglich etwa 3 Stunden mit dem Smartphone. Das ist beängstigend viel Zeit, wenn man bedenkt, dass wir ja auch noch essen, schlafen und arbeiten müssen.
Ich habe mich schon lange dafür entschieden, digitale Einflüsse auf das Allernötigste zu reduzieren und mich stattdessen ganz analog dem Leben zuzuwenden.
Verstehen Sie mich nicht falsch: ich bin kein Gegner von Smartphones und Co.
Die unzähligen Möglichkeiten, die die moderne Technik uns bietet, sind ein klarer Vorteil, der uns viel mehr Zeit schenken kann.
Dennoch ist es mir wichtig, Minimalismus auch in Bezug auf digitale Medien anzuwenden.
Egal, wo ich mich befinde, ich sehe um mich herum kaum noch Menschen, die nicht mit ihrem Smartphone beschäftigt sind.
Wenn Sie der Überzeugung sind, dass übermäßiger Medienkonsum für Sie kein Thema ist, können Sie den Selbstversuch starten und für 30 Tage auf Fernsehen, Social-Media und Co verzichten oder den Konsum zumindest zeitlich deutlich eingrenzen.
Ziehen Sie Qualität der Quantität vor. Erst in der Abstinenz merken wir, ob und wie wir mit Dingen verstrickt sind. Es gibt nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen!
10. Beziehungen
Beziehungen zu unseren Mitmenschen sind wichtig.
Wenn sie jedoch konstant zu einer Ablenkung von unseren Lebenszielen (siehe Punkt 3) führen oder sogar toxisch sind, kann das schadhaft sein.
Minimalismus als Werkzeug hilft mir dabei, mich nur mit etwas zu umgeben, das ich liebe oder brauche. Das lässt sich auch auf soziale Beziehungen übertragen.
Nicht-Materielles wie Verabredungen, Freundschaften und Bekanntschaften müssen gegebenenfalls auch ausgemistet und reduziert werden.
Heute versuche ich, nur Verabredungen zuzusagen, die ich auch wirklich einhalten möchte. Und ich verbringe keine oder kaum noch Zeit mit Menschen, die mir nicht guttun.
Es hilft, sich schon vor der Verabredung zu fragen, ob man überhaupt Lust hat, diese einzugehen. Das erspart kurzfristige Absagen, die den anderen womöglich vor den Kopf stoßen können.
Das Leben ist wirklich zu kurz, um es mit Menschen zu verbringen, die einem nicht gut tun. Übung macht den Meister!
11. Multi-Tasking - eine Illusion
Studien haben gezeigt, dass wir zu Multitasking nicht fähig sind.
Unsere Aufmerksamkeit ist begrenzt. Mehrere Dinge hochkonzentriert gleichzeitig zu tun, ist quasi unmöglich. Das Gehirn muss letztendlich zwischen zwei Aufgaben hin und her springen und das mindert zwangsläufig die Qualität beider Tätigkeiten und strengt zudem unnötig an.
Ich versuche, mich jeden Tag neu auf das zu konzentrieren, was ich jetzt mache.
Die Versuchung, Dinge „mal eben“ zu tun, ist natürlich da.
Die Dinge jedoch so präsent wie möglich und mit Muße zu erledigen, bringt Ruhe und Zufriedenheit. Sich selbst mal einen ganzen Tag lang zu beobachten kann sehr hilfreich sein, um mehr Bewusstheit in das eigene Leben zu bringen.
12. Müll vermeiden
Wir leben in einer Stadt, die als erste Großstadt den Klimanotstand ausgerufen hat. Mir liegt Umweltschutz am Herzen und ich versuche, Müll zu vermeiden, wo auch immer es geht. Wir leben schlichtweg nicht für uns alleine und können mit minimalem Aufwand unseren Mikrokosmos schonen. Plastik bleibt viele Jahrhunderte bestehen und zerstört unseren Planeten.
Hier nun ein paar Tipps, die Sie mit minimalem Aufwand sofort umsetzen können und die nicht nur unsere Umwelt, sondern auch Ihre Gesundheit und Ihren Geldbeutel schonen.
statt Alu-Folie wiederverwendbare Brotverpackungen benutzen, die leicht zu reinigen sind und in jedem Bioladen kostengünstig zu erwerben sind.
fair gehandelten Bio-Filter-Kaffee statt Kapselmüll. Wenn man mal nachrechnet, kommt man auf 20 Euro pro Kilo Filterkaffee im Gegensatz zu fast 70 Euro, die die Kapseln umgerechnet kosten. Ich liebe zum Beispiel das Ritual, den Kaffee im Herdkännchen frisch zuzubereiten. Haptisch und analog.
Menstruationstassen als gute Alternative zu Tampons und Binden benutzen. Sicherlich die kostengünstigere und auch gesündere Variante.
Leitungswasser statt Wasser in Plastikflaschen. Wer es sprudelnd mag, kann sich das passende Gerät dazu kaufen. Für unterwegs bevorzuge ich Glasflaschen oder auch BPA-freie Trinkflaschen, die in verschiedenen Ausführungen erhältlich sind.
Stoffbeutel statt Plastiktüten. Ich versuche, nach jedem Einkauf den Stoffbeutel direkt wieder in die Handtasche zu deponieren. Das gilt auch für meine Thermosflasche, die ich immer dabei habe. Was glauben Sie, wie viel Müll alleine die Deckel eines Kaffee to-go produzieren, wenn man, wie ich es auch getan habe, regelmäßig unterwegs einen Kaffee trinken möchte? (siehe Punkt 6)
Ein bescheidenes, einfaches Leben bringt mir Orientierung, Ordnung und Selbstgewissheit.
Zu guter Letzt möchte ich noch betonen, wie wichtig es ist, sich dem Thema "Minimalismus" mit Humor und Freude zu nähern und sich die Vorzüge vor Augen zu führen. Dieser Weg soll ja schließlich zu einer Verbesserung in allen Bereichen führen!
Vergessen Sie bitte nicht, sich besonders für die kleinen Fortschritte anzuerkennen!
Veränderungen brauchen Zeit und Geduld.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich auch auf Kommentare und Ergänzungen!
Herzliche Grüße
Melanie Grund